Teurer geht's nicht - Straßenbau, um Parkraum zu schaffen

Wer an einem Winterwochenende Therme und Schützenweg passiert, stellt immer wieder fest, dass das Wildparken am und im Wald sowie in der Aachener Siedlung ein Ausmaß annimmt, das nicht mehr tolerierbar ist. Dies gilt auch unter Sicherheitsaspekten, denn Kranken- oder Feuerwehrwagen hätten es schwer durchzukommen. Das gilt selbst dann, wenn der Fußball Winterpause hat und das Freibad geschlossen ist.
Was tut die Stadtverwaltung dagegen? Sie legt endlich einen Sachstandsbericht vor, nachdem bereits vor einem Jahr 60.000 € für Gutachten bewilligt wurden! In der Bau-Ausschuss-Sitzung am 22.01.2025 präsentierte Bauamtsvize Christian Ahlers endlich einen Sachstandsbericht, der Aufschluss darüber geben sollte, wie die Verkehrsproblematik gelöst werden kann.
Kurz: Danach müsste der Schützenweg stark ausgebaut und über den Schützenplatz eine bis zu 13,35 Meter breite Trasse zur Detmolder Straße geführt werden. Es gibt sogar schon einen Namen: „Am Schützenplatz“. Diskutiert werden soll über verschiedene Varianten (Straßenbreite, mit oder ohne Grünstreifen, mit Parkmöglichkeiten in Schräg- oder Längsrichtung).
Das Parkplatzproblem soll gemäß den vorgelegten Plänen also nicht durch einen zusätzlichen Parkplatz, sondern durch eine neue Straße und den Ausbau des Schützenweges gelöst werden! Die Besucherströme sollen gelenkt und der Park-Such-Verkehr dadurch beendet werden, indem dem Freibad, der Therme mit Hotel und den Sportvereinen (Tennis und Fußball) Parkplatzbereiche zugeordnet werden.
Dazu könnten am Straßenrad neue Parkplätze in Längs- oder Schrägrichtung ausgewiesen werden. Eine laienhafte Rechnung ergibt - je nach Variante - 100 bis 200 neue Stellplätze. Die Masse davon bis zu 600 Meter von der Therme entfernt.

„Wenn das kein Schildbürgerstreich ist, weiß ich es auch nicht! Das wären dann die teuersten Parkplätze der Stadt“, so die Ortsvorsitzende und Ratsfrau der FDP, Petra Krieger-Brockmann, die selbst zu den betroffenen Anliegern zählt. Ihre Alternative: „Für den Steuerzahler wäre es preiswerter, wenn der Schützenverein der Stadt den Schützenplatz als „Overflow“-Parkplatz zu Spitzenbesuchszeiten zur Verfügung stellen würde.“
Trotz intensiver Nachfrage hat die Verwaltung bis heute nicht erklärt, wie viele Parkplätze den einzelnen Bereichen zugeschrieben werden. Traditionell verweigert sie den Soll-Ist-Vergleich und Auskunft darüber, welcher Betreiber (Stadt oder Therme) eigentlich zuständig ist. Bauamtsleiterin Tanja Berghahn-Macken beteuert und beklagt zugleich: „Alle Auflagen sind erfüllt, dennoch funktioniert es nicht.“
Ihr Rezept: Man muss die vorhandenen wenigen Parkplätze nur den Bereichen Freibad, Therme und Sportanlagen zuordnen. Aber: Es werden keine Aussagen darüber getroffen, wie viele Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Fahrradfahrer und Autofahrer) diesen Bereich frequentieren. Die Notwendigkeit einer Straße wird lediglich damit begründet, dass die Verkehrsströme verbessert werden sollen.
Dabei ist unstrittig: Jede neue gebaute Straße führt zu noch mehr Verkehr! Der Aus- und Neubau des Schützenweges geht auf Kosten des Heilwaldes, des Kleinklimas in unserem Luftkurort und auf Kosten der Anlieger. Sie sind es vor allem, dieselt Jahren Lärm und Park-Suchverkehr ertragen müssen, der einzig und allein darauf beruht, dass massiv Parkplätze für Thermenbesucher und Hotelgäste fehlen.
Wichtiger wäre die Diskussion darüber, wer für die Parkraumbeschaffung zuständig ist - der Steuerzahler oder der Thermenbetreiber? Aber das wird gar nicht erst thematisiert. Herr Stork kommt unseres Wissens und unserer Beobachtung nach seit 2019 nicht der Verpflichtung nach, die vorhandene Parkpalette (rund 100 Parkplätze) zu erweitern. Dies nimmt die Stadt billigend in Kauf; lässt aber fleißig Knöllchen schreiben.
Um die Verkehrsströme besser zu lenken, werden Alternativen, wie ein Kreisel an der Ecke Triftstraße-Schwimmbadstraße-Schützenweg von vornherein ausgeschlossen. Begründung: Entfall einiger Bäume und keine Verbesserung bei den Besucherströmen und des Park-Suchverkehrs.
Genau dieses Argument lässt die Stadt für den Aus- und Neubau der Straße, dem mindestens 40 Bäume zum Opfer fallen, nicht gelten. Für die neue Schützenstraße müssten sehr wahrscheinlich die 16 Zierkirschen und mindestens 24 große Fichten auf der Stadtseite des Schützenwegs weichen. Dazu kommen noch unzählige Bäume hinter dem alten Sportplatz. Denn: im Bereich Tennishalle soll die sogenannte „Sportspange“ realisiert werden. Dieses ergänzende Projekt bleibt in dem Sachstandsbericht vom 22. Januar unerwähnt.
Dem Entwurf des Haushaltsplans (vorgelegt am 16.12.2024) ist zu entnehmen, dass mindestens vier Millionen Euro für folgende Maßnahmen ausgegeben werden sollen:
a) eine neue Straße „Am Schützenplatz“ (160 Meter);
b) Verbreiterung und Ausbau des Schützenweges Nord (177 Meter) und Süd (195 Meter);
c) Parkplätze am Freibad, an der Therme und an den Sportanlagen;
d) Hinzu kommt eine – bislang noch nicht näher erläuterte – Neugestaltung des „Umfelds der Sportstätten Kurwaldstadion“.
e) Zugleich soll die Westfalen-Therme ihrer Verpflichtung zur Verlängerung der Parkpalette nachkommen; denn das Parkplatzproblem mit dem Park- und Suchverkehr geht hauptsächlich auf die Thermenbesucher zurück.
f) Außerdem soll der seit vielen Jahren immer wieder aufgeschobene Lärmschutz an der (bis dann hoffentlich verlängerten) Parkpalette bis 2027 endlich gebaut werden.
Krieger-Brockmann gibt zu bedenken, dass die neue Straßeneinmündung auf die Detmolder, nur 20 Meter schräg gegenüber der Einmündung Adolf-Kolping Straße, ein Verkehrssicherheitsproblem ist. Die neue Straße und die Adolf-Kolping-Straße sind rechts zueinander versetzt. Ein solcher Versatz zweier Einmündungen stellt grundsätzlich ein erhebliches Gefahrenpotenzial dar und entwickelt sich sehr oft zu einer Unfallstelle. Verkehrsabläufe zeigen diesen Effekt immer wieder, so ein Experte, der jahrzehntelang Mitarbeiter des Landesstraßenbauamts war. Strafverschärfend kommt hinzu, dass unabhängig von der neuen Straße, die Ampelquerung durch einen Zebrastreifen ersetzt werden soll.
Für die Thermen- und Hotelerweiterung sowie für die Waldsauna ist in der Vergangenheit schon genug Kurwaldfläche aufgegeben worden. Im Sinne des Klimaschutzes ist dies nicht! Zudem trägt der Heilwald mit dazu bei, dass das Prädikat „Luftkurort“ erhalten bleibt.
Die FDP-Meinung lautet „Nein!“
Bevor über den Ausbau und den Neubau einer Straße entschieden wird, muss das Gesamtkonzept offen gelegt werden und diskutiert werden (1. Schritt), bevor der 2. Schritt – ein neuer Bypass am Schützenplatz - getan wird. Krieger-Brockmann: „Ich wünsche mir eine ergebnisoffene Diskussion und keine Vorfestlegung auf eine neue Straße, bevor nicht die Gesamtkonzeption vorliegt. Der zwingend erforderliche Kostenvergleich – Aus- und Neubau einer 530 Meter langen und zwischen 6,30 m bis 13,35 m breiten Straße - gegenüber der Schaffung zusätzlicher Parkplätze mit intelligenter Verkehrsführung wurde bisher nicht vorgenommen. Die kalkulierten Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro für einen nicht zwingend notwendigen Straßenaus- und Neubau könnten in aktuell der schwierigen Haushaltslage eingespart oder sinnvoller verwendet werden!
Wir brauchen keine neue Straße! Wir wollen den Kurwald nicht noch mehr verkleinern, und vor allem wollen wir eine Grundsatzentscheidung über das Gesamtpaket. Und das, bevor auch nur ein Baum gefällt wird. Die betroffenen Bürger möchten einbezogen werden!